Mount Maunganui ist, was wir
wahrscheinlich noch gar nicht erwähnt haben, nach dem Berg benannt,
der sich hier befindet. Jeder, der hier her kommt, sollte mindestens
einmal auf diesem Berg gewesen sein. Cindy und ich wissen das
natürlich und so konnten wir uns eines Tages auch endlich
aufrappeln, um diesen Berg zu besteigen (Emilio joggt hin und wieder
auf den Berg). Es war ein wunderschöner sommerlicher Tag und wir
brachen mittags in der stärksten Hitze auf. Natürlich war das
absolut nicht gut durchdacht, so stiegen wir ca. 30 min in der
prallen Sonne gen Gipfel. Der Weg war beschwerlich, aber sehr
idyllisch. Oben angekommen genossen wir den tollen Blick auf den
Pazifik, Mount Maunganui und Tauranga. Nun können wir bestätigen,
was uns jeder zuvor sagte: Der Aufstieg ist anstrengend, aber es
lohnt sich!
Teil zwei dieses Tages war hingegen
weniger positiv. Stolz und müde, endlich auch dieses Vorhaben
umgesetzt zu haben, saßen wir im Hostel und entspannten. Da kam Jen
von der Rezeption zu uns und fragte, ob wir beide für diese Nacht
einen Job brauchten. Wir waren sofort begeistert, die Aussicht auf
etwas Eigenverdienst benebelte allerdings so sehr unseren Verstand,
dass wir tatsächlich zur nächtlichen Arbeit in einer Fischfabrik
zusagten. Die Menschen, die uns gut kennen und das lesen, werden sich
denken „What the hell??“, für alle anderen: Cindy und ich sind
Vegetarier. Außerdem stinkt Fisch. Und nachts für 10 Stunden
arbeiten ist auch nicht so toll. Wir fragen uns bis heute, was wir
uns dabei gedacht haben, oder wohl eher, warum wir uns dabei NICHTS
gedacht haben.
So fuhren wir um halb 7 am Abend nach
Tauranga in die Fischfabrik. Dort wartete Christina auf uns, die uns
zuvor in der Job- Agentur als geduldige und freundliche Dame
beschrieben wurde. Diese erklärte uns allerdings gar nichts, außer,
dass wir in dieser Nacht mit „rotten fish“ arbeiten mussten, es
konnte also kaum schlimmer kommen. Nach dieser „ausführlichen“
Erklärung bekamen wir unsere Arbeitskleidung. Diese bestand aus
einem Overall, Gummistiefeln, zwei paar Handschuhen, einem Haarnetz
und einer Art Metzgerschürze. Wir betraten die Halle mit ein paar
anderen Mädels, die ebenfalls mit dem Working Holiday Visum in
Neuseeland sind. Sie zeigten uns glücklicherweise, was wir machen
mussten.
Wir stellten Kartons neben einem
Fließband bereit und dann begann der eigentliche Spaß des Abends:
Tonnenweise toter Fisch kam über eine Rinne gerutscht, diesen
mussten wir dann in die Kartons verpacken und auf das Fließband
schieben. Dummerweise mussten wir das ganze Dilemma auch noch
sortieren. Das heißt, dass Fischinnereien, -augen, -schwänze,
-köpfe etc. in eine Extrabox kamen. Leider kam das sehr, sehr oft
vor. Ich entschied ziemlich schnell, dass man die Fabrik boykottieren
sollte und so verlangsamten wir unseren Arbeitsrhythmus und
sortierten einfach nichts mehr. In der Hoffnung, dass die Fabrik nur
durch uns beide bald bankrott gehen würde, hatten wir mehrere
stimmungsmäßige Hochs und Tiefs. Wir lachten über die absurde
Situation, kämpften mit dem Brechreiz und hatten Mitleid mit den
toten Fischen. Später kam Christina zu uns. Sie hatte einen Zettel
in der Hand, auf der die Anzahl der verpackten Boxen aller einzelnen
Arbeiterinnen notiert war. Wir haben nicht bemerkt, dass unsere
Arbeit kontrolliert wurde und wurden nun angewiesen, schneller zu
arbeiten, da wir viel weniger verpackt hatten, als alle anderen. Das
interessierte uns allerdings reichlich wenig, das war eh unsere erste
und letzte Nacht dort. So verpackten wir Stunde für Stunde toten,
riechenden Fisch, hatten viele Pausen und freuten uns nach 9,5h auf
das Ende dieser Arbeit. Um 5 Uhr morgens sollte sie enden, um 4.40
Uhr informierte Christina alle noch einmal, dass nur ganze Fische
verpackt werden sollten, keine Einzelteile. Wir lachten, dass sie uns
das so spät noch einmal sagte, nachdem wir das ja schon fast 10
Stunden lang gemacht haben. Als dann jedoch die nächste Fuhre Fisch
in unsere Abteile rutschte, war uns klar, warum. Denn da kam nun der
RICHTIG alte und widerliche Fisch. Nachdem wir vorher relativ gut mit
dem Geruch umgehen konnten, war es uns nun nicht mehr möglich, zu
atmen. Der Fisch konnte eigentlich komplett aussortiert werden, denn
was da kam, war eine große Masse an Fischeinzelteilen und
-innereien. Diese letzten 20 Minuten waren die reinste Hölle, die
Zeit schlich nur so dahin und ich überlegte schon, wohin wir uns
übergeben sollten. Wir schauten einfach gar nicht mehr hin, was wir
da taten und hofften, dass es bald vorbei ist. Als die letzten 20
Minuten dann endlich vorbei waren, zogen wir uns um und gingen zum
Auto. Ich hatte extreme Glücksgefühle über das Ende dieser Nacht
und Cindy begann zu weinen. Ohja, das können nur die nachvollziehen,
die das selbst einmal erlebt haben. Diese Nacht war traumatisch und
wir waren uns sicher: „Nie wieder!“.
Anhang: Später erfuhren wir
übrigens noch, dass in den letzten 3,5 Jahren nur zwei Mal mit
verrottetem Fisch gearbeitet wurde, wir hatten also die perfekte
Nacht erwischt. Des Weiteren wird dieser Fisch in asiatische Länder
verkauft, wo er gegessen wird. Später arbeiteten auch noch Freunde
aus dem Hostel ab und zu in der Fischfabrik. Einmal bestand ihre
Arbeit daraus, die Daten auf den Boxen mit Jahre altem Fisch zu
ändern und ihn neu zu etikettieren. Zufälligerweise gab es in genau
dieser Nacht in den Pausen Pizza für alle.
Klasse Geschichte inclusive Anhang über 'rotten fish' ! Lasst es euch weiterhin gutgehen :)
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