Mittwoch, 26. Dezember 2012

late Must-do and rotten fish

Mount Maunganui ist, was wir wahrscheinlich noch gar nicht erwähnt haben, nach dem Berg benannt, der sich hier befindet. Jeder, der hier her kommt, sollte mindestens einmal auf diesem Berg gewesen sein. Cindy und ich wissen das natürlich und so konnten wir uns eines Tages auch endlich aufrappeln, um diesen Berg zu besteigen (Emilio joggt hin und wieder auf den Berg). Es war ein wunderschöner sommerlicher Tag und wir brachen mittags in der stärksten Hitze auf. Natürlich war das absolut nicht gut durchdacht, so stiegen wir ca. 30 min in der prallen Sonne gen Gipfel. Der Weg war beschwerlich, aber sehr idyllisch. Oben angekommen genossen wir den tollen Blick auf den Pazifik, Mount Maunganui und Tauranga. Nun können wir bestätigen, was uns jeder zuvor sagte: Der Aufstieg ist anstrengend, aber es lohnt sich!

Teil zwei dieses Tages war hingegen weniger positiv. Stolz und müde, endlich auch dieses Vorhaben umgesetzt zu haben, saßen wir im Hostel und entspannten. Da kam Jen von der Rezeption zu uns und fragte, ob wir beide für diese Nacht einen Job brauchten. Wir waren sofort begeistert, die Aussicht auf etwas Eigenverdienst benebelte allerdings so sehr unseren Verstand, dass wir tatsächlich zur nächtlichen Arbeit in einer Fischfabrik zusagten. Die Menschen, die uns gut kennen und das lesen, werden sich denken „What the hell??“, für alle anderen: Cindy und ich sind Vegetarier. Außerdem stinkt Fisch. Und nachts für 10 Stunden arbeiten ist auch nicht so toll. Wir fragen uns bis heute, was wir uns dabei gedacht haben, oder wohl eher, warum wir uns dabei NICHTS gedacht haben.

So fuhren wir um halb 7 am Abend nach Tauranga in die Fischfabrik. Dort wartete Christina auf uns, die uns zuvor in der Job- Agentur als geduldige und freundliche Dame beschrieben wurde. Diese erklärte uns allerdings gar nichts, außer, dass wir in dieser Nacht mit „rotten fish“ arbeiten mussten, es konnte also kaum schlimmer kommen. Nach dieser „ausführlichen“ Erklärung bekamen wir unsere Arbeitskleidung. Diese bestand aus einem Overall, Gummistiefeln, zwei paar Handschuhen, einem Haarnetz und einer Art Metzgerschürze. Wir betraten die Halle mit ein paar anderen Mädels, die ebenfalls mit dem Working Holiday Visum in Neuseeland sind. Sie zeigten uns glücklicherweise, was wir machen mussten.

Wir stellten Kartons neben einem Fließband bereit und dann begann der eigentliche Spaß des Abends: Tonnenweise toter Fisch kam über eine Rinne gerutscht, diesen mussten wir dann in die Kartons verpacken und auf das Fließband schieben. Dummerweise mussten wir das ganze Dilemma auch noch sortieren. Das heißt, dass Fischinnereien, -augen, -schwänze, -köpfe etc. in eine Extrabox kamen. Leider kam das sehr, sehr oft vor. Ich entschied ziemlich schnell, dass man die Fabrik boykottieren sollte und so verlangsamten wir unseren Arbeitsrhythmus und sortierten einfach nichts mehr. In der Hoffnung, dass die Fabrik nur durch uns beide bald bankrott gehen würde, hatten wir mehrere stimmungsmäßige Hochs und Tiefs. Wir lachten über die absurde Situation, kämpften mit dem Brechreiz und hatten Mitleid mit den toten Fischen. Später kam Christina zu uns. Sie hatte einen Zettel in der Hand, auf der die Anzahl der verpackten Boxen aller einzelnen Arbeiterinnen notiert war. Wir haben nicht bemerkt, dass unsere Arbeit kontrolliert wurde und wurden nun angewiesen, schneller zu arbeiten, da wir viel weniger verpackt hatten, als alle anderen. Das interessierte uns allerdings reichlich wenig, das war eh unsere erste und letzte Nacht dort. So verpackten wir Stunde für Stunde toten, riechenden Fisch, hatten viele Pausen und freuten uns nach 9,5h auf das Ende dieser Arbeit. Um 5 Uhr morgens sollte sie enden, um 4.40 Uhr informierte Christina alle noch einmal, dass nur ganze Fische verpackt werden sollten, keine Einzelteile. Wir lachten, dass sie uns das so spät noch einmal sagte, nachdem wir das ja schon fast 10 Stunden lang gemacht haben. Als dann jedoch die nächste Fuhre Fisch in unsere Abteile rutschte, war uns klar, warum. Denn da kam nun der RICHTIG alte und widerliche Fisch. Nachdem wir vorher relativ gut mit dem Geruch umgehen konnten, war es uns nun nicht mehr möglich, zu atmen. Der Fisch konnte eigentlich komplett aussortiert werden, denn was da kam, war eine große Masse an Fischeinzelteilen und -innereien. Diese letzten 20 Minuten waren die reinste Hölle, die Zeit schlich nur so dahin und ich überlegte schon, wohin wir uns übergeben sollten. Wir schauten einfach gar nicht mehr hin, was wir da taten und hofften, dass es bald vorbei ist. Als die letzten 20 Minuten dann endlich vorbei waren, zogen wir uns um und gingen zum Auto. Ich hatte extreme Glücksgefühle über das Ende dieser Nacht und Cindy begann zu weinen. Ohja, das können nur die nachvollziehen, die das selbst einmal erlebt haben. Diese Nacht war traumatisch und wir waren uns sicher: „Nie wieder!“.

Anhang: Später erfuhren wir übrigens noch, dass in den letzten 3,5 Jahren nur zwei Mal mit verrottetem Fisch gearbeitet wurde, wir hatten also die perfekte Nacht erwischt. Des Weiteren wird dieser Fisch in asiatische Länder verkauft, wo er gegessen wird. Später arbeiteten auch noch Freunde aus dem Hostel ab und zu in der Fischfabrik. Einmal bestand ihre Arbeit daraus, die Daten auf den Boxen mit Jahre altem Fisch zu ändern und ihn neu zu etikettieren. Zufälligerweise gab es in genau dieser Nacht in den Pausen Pizza für alle.

1 Kommentar:

  1. Klasse Geschichte inclusive Anhang über 'rotten fish' ! Lasst es euch weiterhin gutgehen :)

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